Breitband bis in den letzten Winkel
Zweckverband beschließt Anschluss der Außengebiete ans schnelle Glasfasernetz / Kreditaufnahme von elf Millionen Euro erforderlich
HEILIGENSTEDTEN – Das schnelle Internet kommt jetzt bis in die entlegensten Steinburger Außengebiete – diesen Beschluss haben die Mitglieder des Zweckverbands Breitbandversorgung Steinburg einstimmig gefasst. Elf Millionen Euro – finanziert über Kredite – werden dafür zusätzlich veranschlagt. Damit erhöht sich das Gesamtvolumen des kreisweiten Breitband-Projekts auf 88,3 Millionen Euro. Zurückgezahlt werden die Kredite später von der Pacht, die die Stadtwerke Neumünster als Betreiber des Netzes an den Zweckverband entrichten werden. Lediglich die Gemeinden um Itzehoe (Anbieter Stadtwerke Itzehoe), Glückstadt (Stadtwerke Glückstadt) und Wacken ( Wilhelm Tel) werden nicht über den Zweckverband versorgt.
Der über Kredite finanzierte Ausbau war die gute Nachricht während der Verbandsversammlung in Heiligenstedten. Die schlechte teilte Verbandsvorsteher Ernst-Wilhelm Mohrdiek zuvor mit. Das vom Bund zugesagte Geld in Höhe von 3,8 Millionen Euro für den Glasfaser-Ausbau in den Außengebieten muss zurückgegeben werden. Zu den damit vom Bund verknüpften Bedingungen habe sich kein Anbieter gefunden, der den Ausbau vornehmen wolle. Es seien zwar drei Bewerbungen von Unternehmen eingegangen, aber ein Einvernehmen sei nicht erzielt worden, so Mohrdiek. Deshalb müsse diese Ausschreibung wieder aufgehoben werden. „Wir mussten feststellen, dass die Umsetzung zu den Förderbedingungen nicht möglich war.“
Daraufhin habe es intensive Beratungen im Zweckverband gegeben – mit einem positiven Ergebnis. Die günstigen Zinsen für Kredite machen es laut Mohrdiek möglich, den Anschluss der Außengebiet auch ohne Bundesmittel zu finanzieren. Und auch die Gemeinden müssen nicht zuzahlen. Wo Gemeinden Außengebiete bereits angeschlossen haben, könnten diese nachträglich ihre Rechnungen einreichen, „um Ungleichbehandlungen“ zu vermeiden, so Mohrdiek. Lediglich geleistete „Hand- und Spanndienste“ könnten nicht verrechnet werden. „Wir sollten den Mut haben, dies so zu beschließen und das Projekt zu Ende zu bringen“, appellierte Mohrdiek erfolgreich an die Zweckverbandsmitglieder.
Mit im Boot im Zweckverband ist künftig auch wieder die Gemeinde Kiebitzreihe, die einstimmig aufgenommen wurde. Die Kommune trat zwar einst bei, dann aber auch schnell wieder aus. „Wir haben damals mehr die Risiken als die Chancen gesehen“, betonte Bürgermeisterin Frauke Biehl. Schwierigkeiten beim Glasfaseranschluss in Außengebieten der Gemeinde führten jetzt unter anderem dazu, dass Kiebitzreihe einen Antrag auf Wiederaufnahme stellte. „Dem Verband entstehen dadurch keine Kosten“, betonte Mohrdiek. Die notwendige neue Ausschreibung und die Planung muss Kiebitzreihe allein übernehmen. Und ausgebaut werden soll erst, wenn die anderen Gebiete im Kreis versorgt sind.
Insgesamt stockt der Ausbau etwas, erklärte Projektleiter Frank Wendtland von den Stadtwerken Neumünster. Drei Monate seien die Baufirmen hinter dem Zeitplan. „Vor allem im Bereich Horst sind wir steckengeblieben.“ Noch bis Ende 2016 werde dort gearbeitet. Drei Gründe seien dafür ausschlaggebend, so Wendtland: Zuviel Regen im Frühjahr, sechs Wochen Stillstand durch die Berufsgenossenschaft sowie vor allem der Ausfall eines Bauunternehmens, das 30 Prozent aller Arbeiten ausgeführt habe. „Wir arbeiten jetzt daran, die Zeit wieder aufzuholen.“ Aber der Markt sei eng und die Preise exorbitant gestiegen. In den vergangenen zwei Jahren um 20 bis 30 Prozent.
Aufgeteilt ist der Kreis in 21 so genannten Aktionsgebiete. Im 16. Gebiet (Aebtissinwisch, Nortorf-Nord, Ecklak, Kudensee, Neuendorf-Sachsenbande) läuft zurzeit die Vermarktung. 10 000 Kunden haben laut Wendtland Verträge unterschrieben, 4800 Anschlüsse sind betriebsbereit. 450 Kilometer Kabel sind verlegt worden, die Faserlänge beträgt mittlerweile 140 000 Kilometer. Bis 2018 sollen alle Steinburger Orte am schnellen Internet angeschlossen sein. „Dies aber nur, wenn wir nicht wieder so ein Jahr wie diesmal bekommen. Das hat uns ziemlich nach hinten geworfen.“
Trotz des Fortschritts bat Verbandsvorsteher Mohrdiek, in den Anstrengungen nicht nachzulassen, denn die Wettbewerber rüsteten auf. „Bundesweit ist es einmalig, wie hier solidarisch ein Projekt mit erheblichem Aufwand gestemmt wird.“