Glasfaser-Kampf um Horst entschieden
Barmstedter-Stadtwerke kehren Gemeinde den Rücken / Chef attackiert Bürgermeister Mohrdiek und Breitband-Zweckverband / Kreisverband weist Kritik entschieden zurück
ARMSTEDT/HORST Die Stadtwerke Barmstedt ziehen sich aus dem Breitbandausbau in Horst zurück. Das gab Stadtwerke-Chef Fred Freyermuth bekannt. Der erste Bauabschnitt sei wie geplant abgeschlossen worden. Die nächsten beiden Bauabschnitte sollen aber – entgegen der eigentlichen Planung – nicht weiter angegangen werden. Die Gründe dafür seien vielfältig, erklärte er in einer Mitteilung. „In Gesprächen mit den Horster Bürgern hören wir die Sorge heraus, dass Gehwege doppelt geöffnet werden, Geld ,verheizt‘ wird und sich eine Kluft innerhalb der Stadt bildet.“ In der Mitteilung attackierte der Stadtwerke-Chef auch die Horster Verwaltung und den Breitband-Zweckverband: „Eine Beeinflussung und Einmischung in die wirtschaftliche Betätigung von Unternehmen durch die öffentliche Hand habe ich in dieser Form bisher nicht kennen gelernt.“
Man habe immer versucht, den Dialog mit allen Beteiligten wie dem Forster Bürgermeister und den Stadtwerken Neumünster als Partner des örtlichen Breitband-Zweckverbands zu suchen, so Freyermuth weiter. Der Verband, zu dem fast alle Gemeinden des Kreises Steinburg gehören, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Glasfasernetz flächendeckend einzuführen. „Leider sind unsere Gesprächsangebote und auch unsere Vorschläge, den Breitbandausbau gemeinsam zu bewerkstelligen, auf keinen fruchtbaren Boden gestoßen. Ich bin auch heute noch der Überzeugung, dass man im Sinne der Horster Bürger hier deutlich mehr kooperatives Verhalten an den Tag hätte legen können.“ Sorgen bereite ihm die Verquickung und die Einflussnahme der Horster Verwaltung beziehungsweise des Breitband- Zweckverbands, welche – so Freyermuth – „offensichtlich weniger das Wohl der Bürger als das Interesse des Verbandes in den Fokus setzen“. Zum Hintergrund: Ernst-Wilhelm Mohrdiek ist nicht nur Bürgermeister von Horst, sondern auch Vorsteher des Zweckverbandes. Der Rückzug der Stadtwerke Barmstedt lässt eine große Verunsicherung in der Bevölkerung zurück. Kunden, die bereits Verträge mit den Stadtwerken geschlossen haben, wie Jens Helmbrecht, sind erstaunt und enttäuscht. „Ich habe erst über die Zeitung erfahren, dass bei mir jetzt doch keine Leitung verlegt wird“, sagt der Horster. „Das Geschäftsgebahren wundert mich sehr. Irgendwas muss da mächtig schiefgelaufen sein.“ Der Horster war auch Stadtwerken Barmstedt gewechselt, um von einem Rabatt für die Glasfaserkunden zu profitieren. Jetzt ist er nur noch enttäuscht von dem Unternehmen und will zum Zweckverband Breitbandversorgung Steinburg wechseln. „Die Kreativität, die Stadtwerkechef Freyermuth in die Beleidigungen und Diffamierungen unseres Bürgermeisters Mohrdiek investiert hat, hätte er mal lieber in die Entschuldigung bei seinen Kunden gesteckt.“ Auf Anfrage unserer Zeitung entschuldigte sich Fred Freyermuth bei seinen Kunden. „Es war ein Fehler von mir, zuerst die Presse zu informieren“, so der Werkleiter. Er versprach aber, dass alle Horster Kunden unproblematisch aus allen Verträgen aussteigen können. Und noch mehr: „Die Stadtwerke Barmtest stehen zu ihrem Wort, dass unsere Kunden einen kostenlosen Hausanschluss erhalten: Die Kosten, die durch den Anschluss durch den Zweckverband entstehen, übernehmen wir“, so Freyermuth. ( Christian Uphoff / Jan F. Schönsten)
Kreisverband weist Kritik entschieden zurück
HORST Für den Kreisverband Steinburg des Schleswig-Holsteinische Gemeindetags ist es mit der Entschuldigung an die Kunden nicht getan. In einer Stellungnahme weist der Vorsitzende, Clemens Preine, die Kritik des Stadtwerke-Leiters am „Zweckverband Breitbandversorgung Steinburg“ und an dessen Verbandsvorsteher und Bürgermeister der Gemeinde Horst, Ernst-Wilhelm Mohrdiek, entschieden zurück.
Wie Preine ausführt, haben sich die Steinburger Gemeinden auf den Weg gemacht, eine flächendeckende Breitbandversorgung für den gesamten Kreis Steinburg aufzubauen. Grund dafür war die schlechte Versorgung in großen Teilen des Kreises. „Auch die außenliegenden Grundstücke, für die sich einzeln betrachtet ein Anschluss wirtschaftlich nicht darstellt, sollen möglichst im Rahmen der Solidargemeinschaft mit angeschlossen werden“, so der Vorsitzende Clemens Preine.
„Weshalb die Stadtwerke Barmstedt in Kenntnis dieser Entwicklungen ebenfalls in der Gemeinde Horst, und nur ausschließlich in Horst, ein zweites Glasfasernetz errichten wollten, ist mehr als fraglich. Anders als beim Zweckverband steht hier augenscheinlich die Gewinnerzielungsabsicht im Vordergrund. Von einer flächendeckenden Breitbandversorgung kann hier keine Rede sein, weil nur der Innenbereich der Gemeinde Horst nach und nach erschlossen werden sollte.“
Zudem würden mögliche Gewinne des Stadtwerke Barmstedt als Eigenbetrieb in den Haushalt der Stadt fließen. Beim Zweckverband, dem rund 100 Gemeinden angehören, würden künftige Gewinne aus der Verpachtung des Netzes ausschließlich dem Zweckverband und so allen Mitgliedsgemeinden zukommen. „Der Zweckverband hat keine Gewinnerzielungsabsicht und ausschließlich das Wohl seiner Einwohner im Fokus.“
sh:z